Heilpflanze, aufwändige Sonderkultur und bayrisches Weltgenusserbe: Matthias Schamel von Schamel Meerrettich gibt interessante Einblicke auf dem Kren-Menüabend des Gscheitgut-Vereins
In Oberfranken zählt Kren schon seit dem Mittelalter zum Kulturgut – seit vielen Jahren wird er alljährlich zur Erntezeit im Oktober in den "Scharfen Wochen" geehrt. Doch die meisten Gäste kennen ihn nur aus dem Glas - als Sahnemeerrettich oder geraspelt. Aber wie sieht Meerrettich überhaupt aus, wo wächst er und was kann er noch außer Aufstrich? Das war das Thema des Gscheitguten Krenabends im Braugasthof Pfister in Weigelshofen. Eingeladen hatte der Gscheitgut-Verein für regionale Esskultur, dessen Vorsitzende Corinna Brauer gemeinsam mit Matthias Schamel durch den Abend führte.
Rund 30 Gäste waren der Einladung des Gscheitgut-Vereins gefolgt und freuten sich über ein scharf-würziges Kren-Menü:
Hausgemachter Quittensirup im Sekt
Krenklößchen in der Gemüsebrühe
Zanderfilet mit Kren-Zitronenrisotto und Salat oder
Kalbstafelspitz mit feiner Krensoße dazu Drillingskartoffeln und Gemüsejulienne
Panna Cotta von der Quitte mit Traubenkompott und Krenpralinen aus der Forchheimer Kaffeerösterei Bogatz
Dass sich der Kren auch zu einem Dessert verarbeiten lässt, zeigte Gastgeberin Elisabeth Pfister mit ihrer Eigenkreation: Zur Panna Cotta von der Quitte mit Traubenkompott servierte sie eine Krenpraline aus der Kaffeerösterei Bogatz aus Forchheim.
„Die leicht würzige Note des Krens passt sehr gut zur Schokolade“, freute sich Matthias Schamel, Geschäftsführer von Schamel Meerrettich.
Als Meerrettichexperte beeindruckte er das Publikum mit seinem Fachwissen: „Rund 1.000 Arbeitsstunden pro Hektar stecken im Kren, dagegen sind es beim Kartoffelanbau nur ca. 100.“ Kren ist eine aufwändige Sonderkultur, damit man schöne glatte Stangenwurzeln ernten kann, muss jede einzelne während des Wachstums im Sommer zum Entfernen von Kopf- und Nebentrieben freigelegt und wieder eingegraben werden. Der stärkste Trieb darf bleiben und bringt im nächsten Jahr das neue Gemüse hervor. Krenanbau ist also harte Arbeit, ein Sprichwort heißt daher auch: „Ein Acker mit Kren will seinen Herrn jeden Tag sehn“.
Rund um die Fränkische Schweiz befindet sich eines der ältesten Meerrettich-Anbaugebiete in ganz Deutschland. Im Gebiet um Baiersdorf hat die anspruchsvolle Wurzel die idealen Bedingungen für ein gesundes Wachstum gefunden. Die intensive Pflege der Krenbauern tut ihr Übriges. Und Schamel Meerrettich sichert dank langfristiger Anbauverträge die gleichbleibende Qualität der Meerrettich-Feinkost.
Die fränkischen Bauern haben ihre Heimat in der „Schutzgemeinschaft Bayerischer Meerrettich“, die auf Initiative des Hauses Schamel gegründet wurde. Gemeinsam haben Schamel und die Krenbauern es geschafft, dass Kren von der EU das Siegel „geschützte geografische Angabe“ erhielt und man sich mit dem Begriff „Weltgenusserbe Bayern“ schmücken darf. Wo „bayrischer Meerrettich drauf steht, ist auch 100% bayrischer Meerrettich drin“, erläutert Matthias Schamel – ganz im Gegensatz zum Spreewälder Meerrettich, der nur 51% Kren-Anteil aus dem Spreewald enthalten muss. Kaum jemand kennt den Unterschied zwischen bayrischem Meerrettich und osteuropäischer Ware.
Matthias Schamel stellte nicht nur sein Unternehmen vor, sondern nutzte den Abend auch, um den Gästen seine Lieblingsrezepte rund um den Kren zu verarbeiten: „Bei uns zuhause kommt fast täglich Meerrettich auf den Tisch“, lacht er. „Der Meerrettich ersetzt bei mir sehr oft die Butter.“ Angenehmer Nebeneffekt: die Meerrettichwurzel ist reich an Vitaminen und Mineralien und schützt dank ihrer antibiotischen Wirkung bei Entzündungen Das ist zum Beispiel gut bei Erkältungen. Die Schärfe putzt den Rachen, Bronchien und Nase frei. Das gilt als altes Hausrezept. Genau das richtige für kalte Herbsttage.